Zwischenbericht der Theodor-Litt-Realschule
Öko-Audit/Nachhaltigkeits-Audit
|
|
Anlass für das Projekt
Ist unser Schulgebäude und seine Technik bzw. der Umgang der Schüler mit der Einrichtung noch zeitgemäß nach ökologischen Gesichtspunkten?
Ökologie ist mittlerweile ein bekanntes Schlagwort geworden. Aber wird ein Schüler direkt nach der Bedeutung dieses Begriffs gefragt, herrscht nicht selten vollkommene Unkenntnis. Und das, obwohl uns Lehrern regelmäßig von Seiten der Schüler Beschwerden betreffs des müllverunstalteten Schulhofs oder tropfender Wasserhähne und überheizter Klassenräume erreichen.
Zeit für uns zu reagieren!
Intention
Folgende Fragen verlangen nach einer Antwort: Wie lässt sich die Unzufriedenheit der Schüler in ein Umweltbewusstsein umwandeln?
Wie wird aus Resignation aktives Handeln?
Erste Schritte der Institutionalisierung
- Treffen von interessierten Lehrerinnen und Lehrern und Bildung der Öko-Audit Arbeitsgruppe (6 Personen an unserer Schule)
- Einbindung der SV
- Einbindung des Hausmeisters
- Einbindung der Eltern über die Schulkonferenz
- Verankerung der Intentionen im Schulprogramm
Probleme:
Die hohe Arbeitsbelastung aller Beteiligter führt häufig zu Terminverschiebungen. Ein Zeitplan ist dringend erforderlich.
Bezug zum Curriculum
Für das Projekt boten sich an unserer Schule folgende Fächer an:
- Religion: Verantwortung für die Schöpfung (Wasser)
- Biologie: Ökologie
- Sozialwissenschaften: exemplarische Befragungen
- Physik: Messtechniken (Licht und Energie)
- Informatik: Tabellenkalkulation, Textverarbeitung, Präsentationen, digitale Bildbearbeitung
Beteiligte und Partner
Beteiligt waren die Jahrgangsstufen 6 bis 10, die sich in Projekttagen mit den Themenbereichen Müll, Verkehrsaufkommen, Wasser und Heizenergie befasst haben.
Als außerschulische Partner beteiligten sich:
- ecoteam (Herr Langner)
- Umwelt-und Schulverwaltungsamt in Düsseldorf
- Verbraucherberatung örtlicher Müllentsorger
- 14 Schulen und weitere Institutionen im Arbeitskreis Öko-Audit/Nachhaltigkeits-Audit an Schulen
- BLK-Projektstelle Öko-Audit/Nachhaltigkeitsaudit im Rahmen des NRW- Modellversuchs Agenda 2000 in der Schule
- Firma gertec
Erster Versuch einer Dokumentation des Status Quo:
- Müll (Ermittlung des Aufkommens nach Volumen; quantitative Untersuchung)
- Heizenergie, Strom, Wasser (Schülerprojekt: Zum Thema Wasser)
- Schulische Verbrauchsmaterialien (exemplarische Befragungen bei Schulleitung, Verwaltung, Schülerinnen und Schülern und Lehrerinnen und Lehrern)
- Art des Verkehrsaufkommens an unserer Schule (Befragung aller Schüler- innen und Schüler)
|
Erste exemplarische Ergebnisse zum Thema Müll, Wasser und Verkehr
Müll - bei uns kein Thema?
Vorbemerkungen
|
Erste Überlegungen einer Lehrerin:
Na klar ist Müll für uns ein Thema. Ein kurzer Gang über den Schulhof in der zweiten großen Pause reicht: Überall liegen achtlos wegge-worfene Dosen, Papiere, Trinkpäckchen und eben all das, was sich kurz vorher noch in Schülerhänden befand. Je nachdem, welche Lehrkräfte Aufsicht haben, wird vielleicht zwangsweise das ein oder andere "Einzelstück" - wenn auch meist widerstrebend - in den Mülleimer verfrachtet. Ähnlich sieht es häufig am Ende eines ganz normalen Schultages in den Klassenräumen aus. Macht es eigentlich Spaß in dem ganzen Müll zu lernen und zu arbeiten??? Mir nicht.
(Karin Wilkerling)
|
Erste Überlegungen in der "Öko-Audit"-Gruppe: "Müll" ist ein gutes Thema, weil es einfach alle angeht und so offensichtlich ist. Es sind ja auch nicht nur die Schüler betroffen. Im Lehrerzimmer könnte der Müll auch viel konsequenter getrennt werden. Bringen wir unsere Brote jeden Tag brav in Dosen mit oder schleichen sich da nicht auch häufig genug Alufolie und Plastiktüte ein? Aber wo sollen wir bloß anfangen? Wie sollen wir Kollegen einbinden, wie die Schüler?
Mit sehr hohen Ansprüchen an uns und unseren erzieherischen Auftrag lähmen wir uns nur selbst. Fangen wir erst einmal an, im Kleinen, in einer Klasse. Lasst uns schauen, wen wir und was wir erreichen können...
|
Darstellung des Unterrichtsvorhabens zum Thema Müll in der Klasse 7a
Als Einstieg in
das Thema wurde einfach der Zustand des Klassenraumes gewählt.
Bei einer kurzen Diskussion stellte sich heraus, dass fast alle
es angenehmer fänden, sich eine schöne Atmosphäre
im Klassenzimmer zu schaffen, in der nicht jeder seinen Müll
liegen lasse. Schnell waren die Schüler mit Lösungsstrategien:
"Dann muss der Ordnungsdienst einfach besser gemacht werden!"1
Einwände kamen sofort: "Dann können alle immer so
weiter machen, und nur die, die Ordnungsdienst machen, müssen
die ganze Arbeit machen. Das ist doch ungerecht." Von dieser
Klassensituation ausgehend wurde das Thema in kurzer Zeit auf die
gesamte Schule ausgedehnt. Wir gaben unserem Projektvorhaben den
Arbeitstitel "Müll - bei uns kein Thema?" Daraus
entwickelte die Klasse einen Fragenkatalog und eine Ideensammlung,
die an der Tafel festgehalten wurden:
|
|
|
|
Müll - bei uns kein Thema?
Fragen:
- Woher stammt eigentlich der Müll?
- Wie kann man die Abfallberge vermeiden?
- Aus was setzt sich der Abfall zusammen?
- Wie viel Abfall produzieren wir an unserer Schule?
- Was kostet die Abfallbeseitigung und wer muss das bezahlen?
Ideen:
- Erstellung eines Fragebogens, "Abfallumfrage"
- Sammlung des in den Klassen anfallenden Mülls mit anschließendem Sortieren und Auswiegen
- Befragung des Hausmeisters zu Müllmengen, Leerung der Abfalltonnen und entstehende Kosten
Im Anschluss daran bildeten sich drei Schülergruppen: Eine Gruppe entwickelte einen Fragebogen. Bei der Befragung wurden die Klasse und die Anzahl der befragten Schüler aufgenommen. Die Fragestellung lautete: Welche Nahrungsmittel und/oder Getränke hast du heute dabei? Wie sind sie verpackt? Die Antworten wurden per Handzeichen ermittelt. Insgesamt wurden von dieser Schülergruppe 20 Lerngruppen/Klassen (532 Schüler) am 04.05.2000 befragt.
Eine zweite Gruppe sammelte an diesem Tag den Abfall der Klassen 7a, 7b, 7c und 8SE, wog ihn aus und ermittelte die Zusammensetzung des Mülls.
Eine weitere Schülergruppe befragte den Hausmeister und im Anschluss an dieses Gespräch auch den Schulleiter Herrn Marx.
In der Klasse wurden anschließend alle Ergebnisse zusammengetragen. Am meisten sparen ließe sich sicherlich bei der Ab- bzw. Umbestellung der Mülltonnen, da vor allem Verpackungsmüll entstehe, der nicht in die graue Restmülltonne, sondern in die gelbe Tonne gehöre. Am Verhalten der Schülerinnen und Schüler könne man so aber noch nichts verändern, meinte ein Großteil der Klasse, aber vielleicht würde der ein oder andere jetzt nicht mehr so viel wegwerfen.
|
indem auf der einen Seite der Müll besser getrennt werden muss, auf der anderen Seite langfristig darauf hingearbeitet werden muss, gezielter darauf zu achten, dass wiederverwertbare Dosen und Flaschen verwendet werden.
(Zur Vergrößerung Grafik anklicken!)
|
Das Ergebnis der Umfrage deckt sich mit den ersten Beobachtungen, dass in den Abfalltonnen der Schule überwiegend Verpackungsmüll landet. Sowohl die mitgebrachten Getränke als auch die sonstigen Lebensmittel sind vorwiegend in Einwegverpackungen eingepackt. Hier kann man in Zukunft sicher noch sehr viel verändern, |
|
|
|
Die Zusammensetzung des Abfalls in den Klassen
Es konnte nur der Abfall der Klassen 7a, 7b, 7c und der 8SE gesammelt
werden, da die Entleerung der Mülleimer der anderen Klassen bereits
erfolgt war. Schon die Untersuchung dieser kleinen Stichprobe machte den
Schülern deutlich, wie viel Müll jeden Tag in einer Klasse anfällt.
Allerdings erwies sich gerade diese Art von Untersuchung als so aufwändig,
dass bisher keine weiteren Messungen durchgeführt wurden.1)
Art des Abfalls Gewicht
|
|
|
|
Dosen
Trinkpäckchen
Glasflaschen
Papier
Süßwarenverpackung
Sonstiger Restmüll
Gesamtgewicht |
4,6 N
2,5 N
7,5 N
3,1 N
0,15 N
2,6 N
20,45 N
|
|
Jeweils am Tag vor der Abfalltonnenleerung nahm eine Schülergruppe die Müllcontainer unter die Lupe, wobei sich zeigte, dass sie z.T. nur halb gefüllt waren. Dabei bestand der größte Anteil aus Verpackungsmüll, der einfach in die Restmülltonne wanderte.
|
Interview mit dem Hausmeister, Herrn Hollenbrock
Schüler: |
Wie oft wird der Müll an der Schule abgeholt?
|
Hausmeister: |
Der Abfall wird immer dienstags und freitags geleert.
|
Schüler: |
Wie viel passt denn überhaupt in so einen großen Müllcontainer?
|
Hausmeister: |
1100 Liter.
|
Schüler: |
Wie viel Geld kostet das Abholen des Mülls?
|
Hausmeister: |
Die genauen Kosten könnt ihr bestimmt bei der AWISTA erfragen. Für die Entleerung der gelben Tonnen muss nichts bezahlt werden, da die Kosten für die Entsorgung bereits beim dualen System enthalten sind.
|
Schüler: |
Wieviel Müllcontainer gibt es bei uns an der Schule insgesamt?
|
Hausmeister: |
3 Container à 1100 Liter, 2 Tonnen mit 240 Litern, meine eigene 110 Liter Tonne und 2 gelbe Container mit 1100 Litern.
|
Schüler: |
Vielen Dank für das Gespräch.
|
|
Daraufhin wurde gemeinsam mit dem Schulleiter Herrn Marx beschlossen, die Anzahl der Restmülltonnen zu reduzieren. Es wurden einer der 1100 l Restmüllcontainer und eine 240 l Tonne abbestellt. Zusätzlich gibt es an unserer Schule nun einen 1100 l Papiercontainer, der einmal pro Monat geleert wird. Durch die Verringerung der Restmüllcontainer konnte so die Summe von 5125,56 DM pro Jahr eingespart werden, so dass unsere Schule seit Beginn dieser Aktion bereits über 10000 DM weniger ausgegeben hat.
- Ziele:
- weitere Reduzierung der Kosten durch Mülltrennung
- Verminderung der Abfallmenge durch Müllvermeidung
- sauberer Schulhof und sauberes Schulgebäude
- Maßnahmen:
- getrenntes Sammeln in gekennzeichneten Behältern (Mülleimer sind schon angeschafft)
- Konzept: Müllvermeidung durch Mehrwegverpackungen
- Aufklärungsarbeit schon ab Einführung in die Klasse 5
|
Erste Ergebnisse zum Thema Wasser und Gas
Wasser ist zum Waschen da!
Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 6c fragten sich aber, wo es herkommt und wo es hinfließt und machten sich zuerst mit dem Wasserkreislauf vertraut. Sie erkannten sehr schnell, dass es sich um einen kostbaren und teuren Rohstoff handelt, der im Klassenzimmer aus dem Wasserhahn fließt. Ein Schüler bemerkte: Der Wasserhahn tropft; das ist Verschwendung. Die Idee, alle Quellen der Wasserverschwendung in der Schule zu suchen, war geboren. Untersuchungsteams wurden gebildet. Das Gebäude erkundet. Ein Installateur befragt. ...
|
Vorläufige Ergebnisse:
Wasserhähne: |
davon undicht:
|
davon ohne Durchflussreduzierung
|
121
|
18
|
92
|
Toiletten mit Druckspülung |
26
|
davon undicht/18
|
Toiletten mit Wasserbehälter |
4
|
davon undicht/0
|
Probleme: Die einzelnen Schülergruppen konnten zunächst nicht in allen Räumen der Schule kontrollieren. Diverse Schulschlüssel mussten erst organisiert werden. Der Wasserverbrauch einzelner Räume kann nicht gemessen werden, da entsprechende Zähler nicht vorhanden sind. Also sollte der Gesamtverbrauch von den Schülern abgelesen werden.
|
Messungen der Zähler für Gas und Wasser
Datum |
Gas |
Wasser |
Wasser |
Zähler |
Nr. 372647 |
Nr.123981 |
Nr. 123982 |
25.02.2000 |
30,764 qm |
6099 qm |
12364 qm |
03.05.2000 |
35,228 qm |
6320 qm |
12732 qm |
28.06.2000 |
37,889 qm |
6413 qm |
12799 qm |
Verbrauch 4 Monate |
7,125 qm |
414 qm |
435 qm |
Unzugänglichkeit der Räume für Schüler, da die Versorgungseinrichtungen außerhalb des Schulgebäudes liegen. Der Schlüssel kann nur über den Hausmeister erhalten werden. Es gibt eine verwirrende Anzahl von Zählern, deren Funktion nicht leicht identifiziert werden konnte. Unbedingt nötig ist eine Abrechnung mit den relevanten Zählernummern.
Kontaktaufnahme mit der zuständigen Behörde.
Wassereinsparungen
Reparatur der Dichtungen, Einsatz von Durchflussminderern, Verhaltensänderung bei der Wasserentnahme, (Der Tafelputzdienst soll nicht immer das Wasser laufen lassen.) Entwicklung von Plakaten zum Wassersparen.
|
|
Wie kommen unsere Schülerinnen und Schüler zur Schule?
Mit dieser Frage setzte sich der 9er Informatikkurs auseinander. Aus der Datenbank der Schule wurden im Fachunterricht Klassenlisten erstellt; die Schülerinnen und Schüler vertieften dabei ihre Kenntnisse in WORD. Die Klassenlisten waren die Grundlagen für die Befragung aller Klassen. Jeder Schüler und jede Schülerin musste angeben, welches Verkehrsmittel für den Weg zur Schule im Sommer bzw. im Winter genutzt wird.
Die ausgefüllten Bögen wurden nach Excel transferiert und damit erfolgten die Einführungen in den Umgang mit einer Tabellenkalkulation. Mit Hilfe dieser Anwendung wurden die gewonnenen Daten ausgewertet und grafisch aufbereitet.
Das Ergebnis befindet sich hier:
Ergebnisse der bisherigen Arbeit:
- Einsparung von Müllentsorgungskosten (10 000 DM)
- Ausstattung aller Heizkörper mit Thermostatventielen
Vorhaben für das kommende Schuljahr
- weitere Datenerfassungen in den genannten Bereichen
- dringende Erweiterung des Arbeitskreises
- Dokumentation der Ergebnisse
- Einführung der Mülltrennung (Wettbewerb)
- Erstellung einer Broschüre nach eventuell TÜV-Auditierungskriterien
- Nochmals ist ein Treffen mit außerschulischen Partnern (Termin mit Herr Langner eco-Team) für November vorgesehen
- Initiierung von Projekten (Schulhofgestaltung) über Schülerwettbewerb
|
|
1)
An der Theodor-Litt-Realschule gibt es in jeder Klasse einen
wöchentlich wechselnden Ordnungsdienst, der nach der letzten Stunde
den Klassenraum ausfegt.
|
|