Gesamtschule „Globus am Dellplatz“
– die erste Agenda 21–Schule in NRW

Die Gesamtschule „Globus am Dellplatz“ hat sich 1997 selbst zu einer Agenda 21-Schule ernannt und war damit die erste in NRW. Wie es zu dieser Entscheidung kam und welchen Entwicklungsprozess die Schule seitdem durchlaufen hat, wird im Folgenden skizziert.
Zur Geschichte
„Globus am Dellplatz“ ist eine vierzügige Gesamtschule im Aufbau, die 1996 als 13. Duisburger Gesamtschule gegründet wurde. Die Schule vergrößert sich jedes Jahr um vier neue Eingangsklassen und um einige neue Kolleginnen und Kollegen. Die Schülerinnen und Schüler des Pilotjahrgangs besuchen inzwischen die achte Jahrgangsstufe. Untergebracht ist die „Globus-Schule“ in einem alten ehemaligen Schulgebäude in der Duisburger Innenstadt. In diesem Schuljahr wird ein Neubau auf dem Schulhof errichtet, um der noch wachsenden Schule auch für die nächsten Jahre genügend Platz zu bieten.

Im Juni 1997 wurde die Schule von der Duisburger Gleichstellungsbeauftragten Doris Freer zu der Fachtagung „Lokale Agenda 21 aus Frauensicht“ eingeladen. Die Veranstaltung war damals eine der ersten in Duisburg zu dem Thema Agenda 21. Auch in der „Globus-Schule“ war die Thematik noch weitgehend unbekannt und es konnte niemand ahnen, welche Entwicklung dadurch angestoßen werden sollte.

Um den Entwicklungsweg der „Globus-Schule“ leichter nachvollziehen zu können, werden hier die verschiedenen Entwicklungsschritte von Juni 1997 bis Herbst 1999 unter den Aspekten „Kontakt- und Kooperationsebene“, „schulinterner Entwicklungsprozess“ und „konkrete Projekte“ nacheinander dargestellt (siehe Schaubild). Diese drei Ebenen sind natürlich nicht getrennt voneinander zu begreifen, im Gegenteil, sie stehen untereinander in Wechselwirkung, befruchten sich gegenseitig.
Kontakt- und Kooperationsebene Wie schon angedeutet, kann die Teilnahme an der Fachtagung „Lokale Agenda 21 aus Frauensicht“ als auslösendes Moment betrachtet werden, die Agenda 21 als etwas sehr Interessantes für die noch junge „Globus-Schule“ mit ihren Schülerinnen und Schülern aus 19 verschiedenen Herkunftsländern zu begreifen. Welche Entwicklungsmöglichkeiten sich durch die Auseinandersetzung mit der Agenda 21–Thematik eröffnen würden, konnte zu diesem Zeitpunkt noch kaum abgeschätzt werden.
Kurze Zeit nach der Fachtagung kam der Duisburger Lokale Agenda 21–Prozess insgesamt in Bewegung und die Mitarbeit an folgenden Arbeitskreisen und Foren wurde für die „Globus-Schule“ bedeutsam.

  • Die Beteiligung am Bürgerforum der Stadt Duisburg zum Aufbau einer Lokalen Agenda 21.
  • Die Mitarbeit im Arbeitskreis „Duisburger Schulen und die Agenda 21“. Der Arbeitskreis wurde von Doris Freer und einigen interessierten Schulen initiiert und wird auch weiterhin vom Frauenbüro der Stadt engagiert betreut und unterstützt. Inzwischen sind Schulen verschiedener Schulformen sowie anderer Bildungseinrichtungen, wie z.B. der Fachbereich Geographie der Universität Duisburg, vertreten.
  • Die Mitarbeit im „Aktionsbündnis zukunftsfähiges Duisburg“. Das Bündnis setzt sich zusammen aus Vertretern und Vertreterinnen ganz unterschiedlicher Institutionen (Infostelle Dritte Welt, Gewerkschaft, Umweltschutzgruppen u.a.), die sich als kritische Begleitung des Lokalen Agenda 21 – Prozesses in Duisburg begreifen.
  • Die Mitarbeit im Netzwerk „Agenda-Schulen in NRW“, initiiert und betreut durch das Landesinstitut für Schule und Weiterbildung in NRW.


Durch das Engagement der „Globus-Schule“ in den oben genannten Bündnisse und Initiativen hat sich für die Schule ein sehr hilfreiches Netzwerk herausgebildet, das wichtige Kontakte und Informationen bietet, die notwendig sind, sobald Schule auch über die „eigenen vier Wände“ hinaus aktiv werden möchte.

Schulinterner Entwicklungsprozess Zeitgleich zu den oben beschriebenen Aktivitäten entwickelte sich der schulinterne Prozess zu einer Agenda 21–Schule an folgenden Kristallisationspunkten.

  • Im Oktober 1997 wurde eine Bestandsaufnahme unter dem Blickwinkel „Was ist schon da? – Was ist schon geplant?“ durchgeführt. Es sollte festgelegt werden, welche Bestandteile der Schule auf den unter-schiedlichsten Ebenen schon „agendakompatibel“ sind.
  • Nach der Bestandsaufnahme wurde ebenfalls im Oktober 1997 eine erste schulinterne Fortbildung zum Thema „Agenda 21“ veranstaltet. Einstimmig wurde folgende Beschlussvorlage gebilligt: „Die Gesamtschule Globus am Dellplatz wird „Agenda-Schule“, das heißt, sie beginnt einen Prozess der grundlegenden Neuorientierung ihres Schulprogramms in Richtung auf die Beschlüsse der UNO-Konferenz in Rio de Janeiro 1992, kurz „Agenda 21“. Diese Neuorientierung soll sich auf alle Bereiche des Schullebens erstrecken: Unterrichtsinhalte, Unterrichtsformen, Unterrichtsorganisation, Schulbau, Ausstattung, Medien, Schulleben ...“
  • Im Verlauf des Schuljahres 1997/98 wurde das Schulprogramm nach der Leitidee „global denken – lokal handeln“ theoretisch ausgearbeitet sowie als erstes Dokument der Globus-Schriftenreihe „Baustelle: Globus“ veröffentlicht.
  • Weiterhin wurde eine Überprüfung von Unterrichtsinhalten anhand von Leitbildern (angelehnt an die Studie des Wuppertal-Institut „Zukunftsfähiges Deutschland“ 1995) durchgeführt. Z.B. gut leben statt viel haben, Stadt als Lebensraum, Zeit nehmen und Zeit lassen, von Müllbergen zu Kreisläufen, Zivilisierung von Konflikten, Gerechtigkeit und globale Nachbarschaft.
  • Im Januar 1999 fand die zweite schulinterne Fortbildung zum Thema „Agenda-Schule“ statt. Es wurde in erster Linie eine Konkretisierung des Schulprogramms sowie eine kritische Reflexion des Agenda 21–Prozesses der Schule insgesamt vorgenommen.
  • Im Sommer 1999 konnte eine Einbeziehung der Schule in das Projekt „Route des Regenwassers“ der Emschergenossenschaft erreicht werden, das eine ökologische Umgestaltung des Schulhofes beinhaltet.
  • Zur Zeit wird an einer Konzeption für die Oberstufe mit dem Ziel gearbeitet, eine konsequente Umsetzung des Schulprogramms vorzunehmen und eine kleine stark profilierte Agenda-Oberstufe aufzubauen.
Konkrete Projekte Alle bisher aufgeführten Entwicklungslinien bilden die Grundlage für konkrete Projekte an der Schule. Als Beispiele aus dem Schulalltag, der durch die Agenda 21 Ausrichtung eine neue Qualität gewonnen hat, sollen kurz einige Projekte aufgeführt werden.

  • In der Einführungswoche für die Kinder des fünften Jahrgangs befassen sich die Schülerinnen und Schüler mit der Frage, warum sich die „Globus-Schule“ Agenda-Schule nennt? Hierzu liegt eine eigens dafür entwickelte Unterrichtsreihe vor.
  • Es wurde ein umfassendes Konfliktlösetraining ausgearbeitet, das von allen Kindern in der fünften bzw. sechsten Jahrgangsstufe durchlaufen wird und durch eine Ausbildung zur Streitschlichterin / zum Streitschlichter ergänzt werden kann.
  • Einmal im Jahr wird eine Projektwoche mit einer agendarelevanten Themenstellung durchgeführt (z.B. in diesem Schuljahr „Globus baut Zukunft“), wobei sich Schülerinnen und Schüler an der Organisation der Projektwoche beteiligen können.
  • Im Agenda – Arbeitskreis der Schule treffen sich Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrerinnen und Lehrer sowie andere interessierte Personen, um sich für eine positive Weiterentwicklung der Schule zu engagieren und selbst an Problemlösungen mitzuarbeiten. Alle Mitglieder des Arbeitskreises verfügen bei Abstimmungen über eine Stimme.
  • Im Globus-Café, das nur durch die engagierte Mithilfe von Eltern betrieben werden kann, wird stark auf Abfallvermeidung geachtet und keine Produkte mit Einmalverpackungen angeboten.
Perspektiven Zukünftig liegt in der Konkretisierung des Schulprogramms sicherlich die größte Aufgabe und auch Herausforderung für die Gesamtschule „Globus am Dellplatz“. Nachdem ein Netzwerk aus Kontakt- und Kooperationspartnern aufgebaut worden ist und durch die Heranziehung der Agenda 21 als Grundlage für das Schulprogramm die Grundzüge und Rahmenbedingungen festgelegt worden sind, gilt es den Schulalltag ständig daran zu messen, zu verbessern und, falls nötig, konsequent zu verändern.

Im Rahmen des BLK-Modellversuchs „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ soll in einem weiteren Schritt ein „Nachhaltigkeits-Audit“ entwickelt werden, das eine umfassende Evaluation der bisherigen Projektentwicklung mit dem Ende der Sekundarstufe I ermöglichen soll.
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