Arbeitskreis
Schule und Bochum Agenda 21
- Netzwerk Umweltkontaktschulen

c/o C. Jünger, Vormholzstr. 14 d 44801 Bochum
Tel/Fax 0234 703193, c.juenger@tmr-online.de

Posterpräsentation

auf dem Forum Angewandte Geographie
zum Thema "Lokale Agenda 21"
am 21. Februar 2002

Der Stand

Infostand
Die Posterpräsentation zeigte die bisherigen Arbeitsschwerpunkten des Arbeitskreises
und der Maria Sibylla Merian - Gesamtschule.

Der Arbeitskreis

Einen Eindruck von der Vielzahl und der thematischen Vielfalt der Agenda 21 Aktivitäten im Bochumer Schulbereich konnte man sich anhand der Präsentation verschaffen. Über die Arbeit des Arbeitskreises informierte der folgende Bericht im Tagungsband.

Im Arbeitskreis arbeiten zur Zeit Kolleginnen und Kollegen aus 15 Bochumer Schulen verschiedener Schulformen zusammen. Die Koordination, Information, Stellung von Projektanträge, Mitarbeit in den Gremien und Schriftführung wird durch die Leiterin des Arbeitskreises geleistet, was ausschließlich durch die von der Bezirksregierung erteilten Entlastungsstunden möglich ist. Die Finanzierung erfolgt durch Mittel im Rahmen des Programms der Landesregierung "Gestaltung und Öffnung von Schule - GÖS" und durch die Bochum Agenda 21. Zur Mitarbeit an den Projekten und zu den Veranstaltungen werden prinzipiell alle Bochumer Schulen schriftlich eingeladen.

Themen
Ziel

Die folgende thematischen Bereiche haben sich in den vergangenen Jahren herauskristallisiert:

  • Schulhof- und Schulgartengestaltung,
  • Jugendhilfe und Schule,
  • Photovoltaik,
  • Energiesparen und Energiemanagement.

Dabei hängt das Engagement der einzelnen KollegInnen davon ab, ob das jeweilige Thema für die eigene Schule und damit für die eigene Arbeit relevant ist.

In gemeinsamer Diskussion haben wir allgemeine Ziele und Aufgaben des Arbeitskreises definiert. Unser Leitziel ist, durch die Zusammenarbeit von engagierten Kolleginnen und Kollegen, die Voraussetzungen für eine Arbeit in den Schulen mit den Schülerinnen und Schülern im Sinne der Agenda 21 anzuregen und zu erleichtern. Schule wird dabei als Schulgebäude und als sozialer Raum begriffen.

Eine Voraussetzung dafür ist die Mitarbeit in und die Zusammenarbeit mit den relevanten lokalen Institutionen und Gremien. Dies sind einerseits die Gremien der Bochum Agenda 21, in der wir als Arbeitskreis einen integraler Bestandteil darstellen, sowie in der Programmgruppe und im Beirat mitarbeiten. Kontakte zur Kommunalverwaltung bestehen zum Büro Bochum Agenda 21, Schulverwaltungsamt, Umweltamt und Jugendamt. Weitere Kontakte werden mit den VertreterInnen im Ausschuss für Schule und Weiterbildung gepflegt, in dem Frau Jünger als sachkundige Einwohnerin mitarbeitet.

Solaratlas

In einem Unterarbeitskreis zum Thema "Photovoltaik und Schulwetterstationen" haben sich Vertreter aller Bochumer Schulen mit Photovoltaikanlagen zusammengeschlossen. Mit Unterstützung der FH Georg Agricola und einem selbständigen Umweltingenieur findet eine gemeinsame Auswertung der Daten statt mit dem Ziel später einen Solaratlas von Bochum zu erstellen, der als Planungsgrundlage bei der Errichtung weiterer Solaranlagen dienen kann. Eine weitere Kooperation wird im Bereich "Energiemanagement" an Schulgebäuden angestrebt.


Die Tagungsteilnehmer, überwiegend Vertreter von Umwelt- und Agenda 21 Büros der Städte und Kreise aus NRW, informierten sich anhand der ausgestellten Materialien über die Aktivitäten des Bochumer Arbeitskreises.

Überregionele
Netzwerke

Auf Landesebene ist der Arbeitskreis ebenfalls in verschiedene Netzwerke eingebunden. Der Kollege Vielhaber ist Moderator für Umwelt und Entwicklung beim Initiativprogramm "Gestaltung und Öffnung von Schule ", durch das einige Bochumer Schulen und der Arbeitskreis finanziell gefördert und inhaltlich betreut werden. Das Netzwerk Umweltkontaktschulen- jetzt Charta für Umwelt und Entwicklung - dient der inhaltlichen Zusammenarbeit und dem Erfahrungsaustausch von Schulen in NRW. Die Gemeinschaftsgrundschule Köllerholzschule und die Maria Sibylla Merian-Gesamtschule nehmen mit ihren Aktivitäten am Modellversuch der Bund-Länder-Kommission "Bildung für eine nachhaltige Entwicklung - Agenda 21 in der Schule" teil. Zahlreiche Schulen im Arbeitskreis beteiligen sich an der europaweiten Kampagne "Umweltschule in Europa". Weitere Vernetzungen bestehen durch einzelne Kollegen, wie die "Waldschule" der Albert Schweitzer Schule im Netzwerk "Lernort Natur" der Jägerschaft und durch den Kollegen am Berufskolleg TBS 1 zu dem Netzwerken "Elektroautos" und "Photovoltaikanlagen".

Arbeitsziele

Es würde den Rahmen dieser Darstellung sprengen, würde alle bisherigen Aktivitäten des Arbeitskreises der vergangenen dreieinhalb Jahre dargestellt Es sei auf die Seiten im Internet verwiesen, die sich noch im Aufbau befinden. Im Folgenden sollen deshalb nur stichwortartig unsere Arbeitsziele ergänzt durch Beispiele aufgeführt werden:

I. Informationsweitergabe und Informationsaustausch

  • bei den Sitzungen und Veranstaltungen
  • durch Schaffung persönlicher Kontakte im Arbeitskreis
  • Erstellung und Verteilung gemeinsamer Broschüren
  • Darstellung unserer Aktivitäten im Internet:
    http://www.learn-line.nrw.de/angebote/agenda21/lokal/stadt/bochum/index.htm
  • und Homepages der Schulen unter
    http:// www.bobi.net
  • Durch den E-Mail Verteiler "Agendainfos" mit zur Zeit fast 80 Beteiligten. Er dient der kostenlosen, schellen, kontinuierlichen und gezielten Benachrichtigung interessierter Kolleginnen und Kollegen mit inhaltlichen Informationen, über Termine, Veranstaltungen, Internetadressen, Materialien, Wettbewerben vor allem für den Schulbereich. Zusätzlich finden Abfragen zu bestimmten Themen - beispielsweise zu der Aufstellung der Agenda 21 Indikatoren zum Bereich Schule - oder Anfragen zur Mitarbeit statt. Der Verteiler ist dabei keine "Einbahnstraße".

II. Organisation und Durchführung von Fortbildungsveranstaltungen auf Bochumer Ebene zu schulrelevanten Themen mit den Zielen

  • das vorhandene Spektrum der Schulaktivitäten in Bochum vorzustellen,
  • außerschulische Partner in Bochum einzubeziehen,
  • lokale Bezüge herzustellen,
  • Büchertische mit Informationen zum betreffenden Thema zur Ansicht zusammenzustellen.

Die aktiven Schulen und außerschulischen Partner erhalten dadurch die Möglichkeit, ihre Arbeit einer interessierten Öffentlichkeit zu präsentieren, Kontakte zu knüpfen, was bereits zu mehreren gemeinsamen Projekten führte.

Zu folgenden Themen wurden ortsbezogene Fortbildungen durchgeführt:

  • Energiesparen an Schulen,
  • Schulgartengestaltung,
  • Agenda 21 als Schulprogramm,
  • Schule und Jugendhilfe,
  • Mobilitätsverhalten,
  • Nutzung regenerativer Energietechnik an Schulen (mit VertreterInnen des Schulausschusses und des Hochbauamtes),
  • Eine Welt an Schulen,
  • Waldschule als außerschulischer Lernort,
  • Solarkocherprojekt.
  • In Planung: Gesundheitserziehung an Schulen.

III. Gemeinsame Aktivitäten im Rahmen der verschiedenen Vernetzungen

  • Berichte für Veröffentlichungen
  • Informationsstände mit Präsentationen über die Arbeit des Arbeitskreises
  • Mitarbeit und Einbringung unserer Ideen in die Gremien der Bochum Agenda 21
  • Organisation und Durchführung zeitlich begrenzter Projekte, ggf. Stellung der Projektanträge (Fahrradsternfahrt; Faire Woche, Radiosendung zur Solarenergienutzung)
  • Erarbeitung von Stellungnahmen und Anregungen für den Schulausschuss
  • Vorbereitung, Durchführung und Auswertung von Diskussionen mit Vertretern von Politik und Verwaltung

IV. Beschaffung, Zusammenstellung und kostenlose Ausleihe von Unterrichtsmaterialien für Agenda 21 Themen bisher:

  • Plakatrallye zu Agenda 21,
  • Faire Kiste,
  • Solarkocherprojekt

Beispiel

Der folgende Abschnitt soll am Beispiel der Maria Sibylla Merian - Gesamtschule veranschaulichen, wie die Zusammenarbeit auf lokaler Ebene im Rahmen der Bochum Agenda 21 durch den Arbeitskreis und den anderen Netzwerken sich auf diese Schule ausgewirkt hat. Die Ideen der Agenda 21 finden dadurch Eingang in den Unterricht und in das Schulleben. Viele Aktivitäten wären ohne die Kontakte nicht zustande gekommen und übersteigen das Maß eines "normalen" Unterrichts bei weitem.

Die folgende kurze Zusammenfassung betrifft ausschließlich das Jahr 2001, unter www.bobi.net/msm (Agenda Logo anklicken) sind ausführlichere Berichte dazu dargestellt.

In Zusammenarbeit mit dem Kinderbüro der Stadt Bochum fand im 5. Jahrgang ein Projekt zur Verkehrserziehung statt, zu dem das Arbeitsbuch "Rat für´s Rad" erstellt wurde. Für den 6. Jahrgang wurde "Mein Energiesparbuch" erstellt und für den Wahlpflichtbereich Naturwissenschaften eine ausführlichere Unterrichtseinheit zum Thema "Energie, Energiesparen und Wetter". Für alle Klassen vom 5. bis 9. Jahrgang fand ein achtwöchiger schulinterner Wettbewerb zum Energiesparen statt, um energieschonendes, umweltgerechtes Handeln einzuüben. Mit unseren Energiesparaktivitäten nahmen wir an den Wettbewerben der Stadtwerke Bochum (2. Preis) und der Energieagentur NRW teil. Weitere schulinterne mehrwöchige Wettbewerbe waren im 5. Jahrgang der Müllwettbewerb und im 5.-9. Jahrgang "Schöne und saubere Schule". Zwei weitere Agenda 21 Unterrichtseinheiten für den Wahlpflichtbereich 7 und 8 waren "Artgerechte Heimtierhaltung und Artenschutz" und "Exotische Früchte und fairer Handel". SchülerInnen wurden als Fahrzeugbegleiter der Bogestra ausgebildet. Mit der Wetterstation nehmen wir am Globe Programm "Schüler messen Umweltdaten" teil. Bei zentralen Projekten der Bochum Agenda 21 beteiligten wir uns am Klimalauf, der Fairen Woche mit der Gestaltung von zwei Werbewänden und dem Verkauf Fair gehandelter Produkte in Sonderverkäufen. Für ein "Solarkocherprojekt" in Zusammenarbeit mit One World DAPP e.V. wurden ebenfalls ein Agendamittel bewilligt. Durch Spenden, Verkauferlösen und Trödelverkauf an der Maria Sibylla Merian - Gesamtschule kamen 800 DM für die Anschaffung eines Solarkochers für die Nyundo-School in Süd Zimbabwe zusammen.

In den Klassen wurden Agenda 21 Beauftragte Schülerinnen und Schüler gewählt, um die Einbeziehung der Schüler zu intensivieren, wie es für den Müll - Vermeidungs - Wettbewerb ab Januar notwendig ist. Die verschiedenen Agenda 21 Themen wurden im Schulprogramm festgeschrieben: in den Hausrichtlinien als obligatorische Unterrichtsinhalte und zusätzlich wurde für jeden Jahrgang für die Naturwissenschaften ein fächerübergreifendes Projektthema festgelegt. Die Teilnahme an (inner- und außerschulischen) Wettbewerben hob die Besonderheit der Agenda 21 Arbeit hervor. Der ökonomischen Anreiz führte dazu sich ökologisch Richtig zu verhalten. Das Preisgeld wurde in die schulische Agenda 21 Arbeit investiert. So wurde nachhaltiges Verhalten im Sinne der Agenda 21 theoretisch gelernt, abwechslungsreich und motivierend praktisch eingeübt.


Viel Beachtung fand auch das "Solarkocherprojekt", das mit Unterstützung von Projektmitteln aus der Bochum Agenda 21 ermöglicht wurde. Ein Kooperationsprojekt von One World DAPP e.V. ,geoscopia Umweltbildung - die die Satellitenbilder zur Veranschaulichung des Klimawandels lieferten und erläuterten, - mit und an der Maria Sibylla Merian - Gesamtschule.

Schluss

Zusammenfassend kann man feststellen. Die Zusammenarbeit aktiver Lehrerinnen und Lehrer im Rahmen der Lokalen Agenda 21 und anderer Netzwerke zeigt folgende Vorteile:
  • Schulen als Bildungseinrichtungen und Multiplikatoren bringen die Ideen der Agenda 21 zahlreichen Kindern, Jugendlichen nah und können nachhaltige Verhaltensweisen einüben.
  • Schulen öffnen sich verstärkt und werden zu aktiven Mitgestaltern in der Kommune. Die Schülerinnen und Schüler können dabei lernen, sich als aktive Mitglieder in und für die Gesellschaft zu engagieren.
  • Die von der Lokalen Agenda 21 ausgehenden Initiativen und bereitgestellten Gelder initiieren zusätzliche Aktivitäten an Schulen, die über das übliche Maß des Unterrichts weit hinausgehen und diesem neue Impulse geben, vor allem unter dem Aspekt der Verknüpfung von Theorie und Praxis.

Kritisch sollte auch angemerkt werden, dass der Prozess erst am Anfang steht und ohne zeitliche und finanzielle Ressourcen nicht fortgeführt werden kann. Dies geschieht möglicherweise durch die Streichung der Landesmittel und Zeitbudgetstunden durch die Landesregierung zu Gunsten des Modells "Schule 21". Weitere Probleme stellen die sanierungsbedürftigen Schulegebäude und die Rücknahme des fifty/fifty Modells zum Energiesparen an Bochumer Schulen dar. Jegliche Motivation zur Durchführung von Energiesparaktionen an Schulen wird dadurch zerstört. Hier sind Politik und Verwaltung gefordert, der Vorbildfunktion öffentlicher Träger gerecht zu werden, im Sinne des Klimaschutzes und der Ressourcenschonung gezielte Investitionen im Bereich Energiemanagement und regenerativer Energien zu tätigen. Es bedarf ebenfalls eines praktikablen Konzeptes mit monetäre Anreizen zum Energiesparen für Schulen. Dies Alles sollte in Absprache mit den Betroffenen geschehen, wie es dem Partizipationsgedanken der Agenda 21 entspricht.

Dieser Text ist auch veröffentlicht im Tagungsband:
J. Flacke, T. Held & J.Herget (Hrsg.)
Forum Angewandte Geographie: "Lokale Agenda 21"
Materialien zur Raumordnung 61
Geographisches Institut, Ruhr Universirät Bochum 2002 ,
Stand:Mit, 27. Feb 2002